top of page

Schweizer Stickerei-Tradition

Sie wissen bestimmt, dass die Hälfte der weltweit verkauften Luxusuhren aus der Schweiz stammen. Schweizer Uhren gelten als Sinnbild für Qualität, Ästhetik und Präzision. Dass die Stickerei für die Schweiz einen ebenso grossen Stellenwert hatte und sie auch heute noch international ein hohes Ansehen geniesst, ging etwas vergessen. Ein Blick zurück verrät, wie die Schweiz zur Stickerei kam. Ein Blick in unser Herz verrät, warum wir es bereichernd finden, die Schweizer Stickkunst auch weiterhin zu pflegen.

Die Bedeutung der Stickerei in der Schweiz war so gross, dass sie 1911 die Rückseite der zweit wertvollsten Schweizer Banknote zierte.

Zurück in die goldene Zeit

Alles begann mit einer Krise. In der Ostschweiz wurden seit dem Mittelalter Leinenstoffe hergestellt. Anfang 18. Jahrhundert bekamen die exklusiven Leinengewebe, die auch ins Ausland exportiert wurden aber beträchtliche Konkurrenz. Die amerikanische Baumwolle erreichte Europa und die Schweizer Textilindustrie kam immer mehr in Bedrängnis. Ein Gewerbe musste sich neu erfinden und behaupten.

Galon und Entre-Deux, Baumwolle und Wolle, Rau & Co., St. Gallen, 1900-1930 zu sehen im Textilmuseum St. Gallen.

Als Jahrtausende alte Kulturtechnik waren Stickereien aus China und Indien über die orientalischen Handelsrouten nach Griechenland und in die Türkei gekommen. Von ihren Reisen brachten Schweizer Händler Muster mit nach St. Gallen, wo bald eigens produzierte Baumwoll-Musseline in aufwändiger Handarbeit mit Stickereien verziert wurde. 

 

Ende der 1820er Jahre gelangte die erste Hand-Stickmaschine vom Elsass in die Schweiz. Nach anfänglichen Schwierigkeiten wurde die Maschine innert zehn Jahren so weiterentwickelt, dass sie die Arbeit von vierzig Stickerinnen übernehmen konnte. 

​

Da die Nachfrage nach immer neuen und exklusiven Stickereien ungebrochen hoch war, wurde kräftig investiert, nicht nur in die Technik sondern auch in die Kreation. In St. Gallen entstand 1867 die Zeichnungsschule, die den Grundstein für kontinuierlichen Nachwuchs an Kreateuren und technischen Zeichnern legte.

Die neu entworfenen Stickereien wurden der Modewelt in Musterbüchern präsentiert. Hier eines der über 1000 Musterbücher, die im Textilmuseum St. Gallen ausgestellt sind. ©Textilmuseum St.Gallen, CC BY-SA 4.0.

In die 1860er Jahre fällt auch die Entwicklung der ersten Schiffli-Maschine, die mit dem Nähmaschinenprinzip und der Erhöhung der Nadelzahl wesentliche Fortschritte brachte. 

10-Yards-Schifflistickmaschine_von_Saurer_Arbon.jpg

Ein Sticker arbeitet an einer Schifflistickmaschine der Firma Sauerer, Arbon. Ca. 1916.

Zwischen dem Säntis und dem Bodensee war ein Ökosystem an kreativem, technischen und textilen Wissen und Können entstanden, das die Schweiz in weniger als hundert Jahren an die Weltspitze der Stickerei mit einem Marktanteil von über 50% führte. 

Umschläge für Warenmuster um 1910 ausgestellt im Textilmuseum St. Gallen.

Diese goldenen Jahre endeten als die Nachfrage mit dem ersten Weltkrieg und der Weltwirtschaftskrise einbrach und sich auch die Mode veränderte. Tausende Maschinen wurden verschrottet und viele Arbeitsplätze gingen verloren. Trotzdem blieb viel Wissen und Erfahrung bestehen, das über Generationen weitergegeben wurde und auch in die Entwicklung und Herstellung von international nachgefragten Schweizer Textilmaschinen floss.

Im 21. Jahrhundert - 100 Jahre nach der goldenen Zeit

Textile Massenware wird heute fast ausschliesslich in Ländern mit niedrigen Lohnkosten hergestellt. Diese Kleider kommen dann auch zum Einsatz, wenn ein Motiv tausendfach ausgeführt oder als simples Logo gestickt wird. 

 

Wenn es aber auf Innovation und Qualität ankommt, greifen internationale Luxusmodemarken auch heute immer wieder auf exklusive Stickereien aus der Schweiz zurück. Sie bringen damit ihre Kollektionen auf den Laufstegen zum Glänzen. Dies hat natürlich seinen Preis. Hochwertige Stickereien sind für breite Schichten unerschwinglich geworden. 

MONTFIL - ein Berg im digitalen Flachland

Wir von MONTFIL, finden es schade, dass gehobene Stickereien fast nur noch im Luxussegment anzutreffen sind. Es ist viel einfacher und günstiger einen Stoff zu bedrucken als eine Stickerei Stich für Stich zu entwickeln und umzusetzen. Doch wo bleiben die Erlebnisse für den Tastsinn? In der digitalen Welt sind die Oberflächen zunehmend flach. Eine Blume fühlt sich gleich an wie ein Muster oder ein Elefant. 

​

Stickerei birgt zusätzlich zum Haptischen auch Erlebnisse für die Augen. Das Licht bricht anders auf dreidimensionalen Strukturen. Es entsteht ein edler Glanz. Von jeder Seite wirkt die Stickerei anders und sorgt für Abwechslung. Als Berg im digitalen Flachland setzen wir uns deshalb für den Erhalt einer Technik ein, der Teil unserer Kultur- und unserer Industriegeschichte ist.

 

Uns ist es wichtig im Rahmen unseres Labels MONTFIL die Dinge richtig zu machen, im Sinn der Fashion Revolution. Wir produzieren für Sie in der Schweiz, persönlich, mit Leidenschaft und Savoir-faire. 

bottom of page